Stellungnahme

Teststrategien zur COVID Diagnostik in Schulen

**Kernaussagen**:
- Ausgehend von allgemein anerkannten wissenschaftlichen Grundsätzen der Screening- und
Infektionsdiagnostik erscheint es angesichts fehlender Daten zur Validität von
Antigenschnelltests gerade bei asymptomatischen Kindern zum jetzigen Zeitpunkt weder
gerechtfertigt noch angemessen, diese Tests flächendeckend in Schulen und KiTas
einzusetzen. Es ist zu erwarten, dass die Zahl falsch negativer und falsch positiver Ergebnisse
inakzeptabel hoch sein und weit mehr Schaden als Nutzen mit sich bringen wird. Hinzu kommt
das Potenzial großer präanalytischer Fehler in der Probenentnahme.
- Unterschätzt werden die negativen psychologischen Auswirkungen repetitiver Testungen,
insbesondere junger Kinder, die entsprechende Konsequenzen wie Quarantäne der eigenen
Person oder der Sozialgemeinschaft nach sich ziehen, nicht zuletzt wenn sie möglicherweise
aufgrund der invaliden Testmethode wieder aufgehoben werden müssen. Weiterhin besteht
die erhebliche Gefahr, dass Testergebnisse negativen Einfluss nehmen werden auf die
konsequente Umsetzung der bewährten Hygieneregeln. Dies hat angesichts einer
erwartungsgemäß hohen Rate falsch negativer Testergebnisse besonders gravierende
Auswirkungen.
- Dies ist umso bedenkenswerter, als bis heute nicht gezeigt ist, dass Infektionsausbrüche in
Schulen, die von infizierten Schülern ausgehen, tatsächlich relevant als Motor der
Pandemientwicklung wirken. Das RKI hat diese Einschätzung kürzlich in seiner Stellungnahme
bestätigt.
- Angesichts der vielfältigen Herausforderungen bezüglich der Interpretation positiver wie
negativer Testergebnisse ist **eine umfassende Strategie zum Einsatz von SARS-CoV-2 Testungen in Schulen notwendig.**
- Wir fordern eine sehr regelmäßige, zum Beispiel zweitägliche Testung des pädagogischen
Personals bzw. jedweder erwachsenen Personen, die Kontakt mit den Kindern haben; dies gilt
gleichermaßen in Schule wie Hort und Mensa/Kantine, aber auch auf den Schul- bzw. Bringund
Abholwegen.
- Gefordert wird weiterhin eine wissenschaftliche Begleitung von PCR-basierten gepoolten
Testverfahren zum Screening in Sentinelschulen.
- Die Teststrategie muss der Bevölkerung und den für die Umsetzung der Maßnahmen
zuständigen Personen frühzeitig und umfassend vermittelt werden, um Schaden durch falsch
negative (vermehrtes Risikoverhalten) und falsch positive Ereignisse (übermäßig lange
Quarantäne mit entsprechenden Folgen) zu verhindern. Auch die langfristige Akzeptabilität
der Maßnahme hängt von einer entsprechenden **umfassenden Aufklärungs- und Informationskampagne**
- Da – abhängig von der Teststrategie und von der Infektionshäufigkeit in der jeweiligen Region
– von einem unter Umständen hohen Anteil falsch positiver Ergebnisse unter den positiven
Testergebnissen auszugehen ist, bedarf es einer Strategie, welche den betroffenen Personen
den **Zugang zu spezifischen Bestätigungstests mit Resultaten in weniger als 24 Stunden** gewährleistet
- Um das Risiko falsch-negativer Tests durch nicht sachgemäßen Umgang zu reduzieren, einem
problematischen Umgang mit positiven und negativen Testergebnissen durch professionelle
Aufklärung entgegenzuwirken und um einen raschen Zugang zu Bestätigungstest zu
gewährleisten, sollten Schnelltests nur durch **geschultes Personal** (z.B. SMAs oder ÄrztInnen)
in geeigneten Settings (z.B. Testzentren, Apotheken) angeboten werden. Letzteres spielt für
das Gelingen der Teststrategie eine entscheidende Rolle und muss die regionalen
Besonderheiten vor Ort berücksichtigen. Hier sollten die entsprechenden Stakeholder auf
kommunaler Ebene frühzeitig in die Planung eingebunden werden. Als ressortübergreifend
tätige Akteure sind der Öffentliche Gesundheitsdienst (ÖGD) und die niedergelassenen Ärzte
hier wichtige Ansprechpartner für die Planung die operative Umsetzung.
- Unabhängige Studien zeigen überdurchschnittlich häufig sehr heterogene Ergebnisse bzgl. der
Test-Charakteristika diverser Schnelltests. Ein **großflächiger Einsatz von Schnelltests** sollte
daher **nur unter einer engmaschigen wissenschaftlichen Begleitung und Evaluation** erfolgen,
um unnötigen Schaden infolge eines falschen Sicherheitsgefühls (infolge eines falschnegativen
Testergebnisses) oder infolge unnötiger Isolations- oder Quarantänemaßnahmen
(infolge eines falsch-positiven Testergebnisses) von der Bevölkerung abzuhalten.
- Innovative Konzepte basierend auf Pooltestung mittels PCR-basierter Methoden sowie der
Verwendung von einfach zu gewinnenden Untersuchungsmaterialien (Speichel, Gurgelwasser
etc.) bedürfen einer konsequenten Evaluierung und sind mit nicht unerheblichen logistischen
Problemen behaftet.

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Präsident: Dr. med. Michael Hubmann
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