Köln, Montag, 2. Oktober 2023. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzt*innen e.V. lehnt die Vorschläge der Regierungskommission Krankenhaus ab und dringt darauf, endlich die notwendige Fachkompetenz der ambulanten Versorgung in der Kommission zu verankern, oder sie aufzulösen.
Dr. Thomas Fischbach, Präsident des BVKJ, zeigt sich verärgert über die Vorschläge der Regierungsberater*innen:
„Die Regierungskommission, die über keinerlei Erfahrung in der ambulanten Pädiatrie verfügt, sollte endlich aufhören, weltfremde Vorschläge aus dem Wolkenkuckucksheim zu machen. Die niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen, die den Großteil der Kinder und Jugendlichen behandeln und die die unausgereiften Reformideen am Ende ausbaden dürfen, werden hingegen nicht gehört. Das ist jetzt nach den realitätsfernen Empfehlungen zu den pädiatrischen Notfallstrukturen der zweite klare Fehlschlag der Kommission. Man sollte ernsthaft darüber nachdenken, sie aufzulösen.“
BVKJ-Vizepräsident Stefan Renz, selbst Facharzt der Kinderkardiologie ergänzt: „Die allermeisten fachpädiatrischen Patient*innen werden durch niedergelassene Kinder- und Jugendärzt*innen und eben nicht in Kliniken behandelt. Mehr als 80 Prozent der Kinder und Jugendlichen mit neurologischen oder kardiologischen Erkrankungen werden in unseren Praxen fachpädiatrisch behandelt. Deren angemessene fachärztliche Versorgung wird durch solche Gedankenspiele gefährdet und die Gesundheit dieser Kinder und Jugendlichen unnötig aufs Spiel gesetzt.“
Institutsambulanzen, die ohne pädiatrischen Überweisungsvorbehalt agieren, sind aus Sicht des BVKJ ein teurer und ineffizienter Vorschlag, der nicht geeignet ist, eine qualitativ hochwertige fachärztliche Versorgung von Kindern und Jugendlichen sicherzustellen. Statt die sektorenübergreifende Versorgung besser zu organisieren, wird die Versorgung an die Kliniken verlagert.
Durch den Ausverkauf der ambulanten Versorgung an die Kliniken droht nicht nur die ungleiche Bezahlung gleicher Leistungen, sondern er wird auch zu einer Vervielfachung der Kosten für die Versorgung chronisch kranker Kinder und Jugendlicher führen. An den Kliniken ist nicht nur ein bekannt ineffizienter Mitteleinsatz zu konstatieren, die Leistung wird, im Gegensatz zu den Praxen, auch nicht zwingend durch ausgewiesene Fachärzt*innen erbracht.
Jakob Maske, der Bundespressesprecher des BVKJ fasst zusammen:
„Dass die Berater der Regierungskommission, die nur aus dem klinischen Bereich kommen, einseitig auf ihre Kosten schauen, ist für uns nicht akzeptabel. Statt ineffektive Klinik-Strukturen mit weiterem Geld zuzuschütten und neben den Gesundheitskiosken weitere Parallelstrukturen zu etablieren, sollte auf die hervorragend funktionierenden Strukturen der niedergelassenen Pädiater*innen gesetzt werden, die wohnortnah und flächendeckend die Versorgung garantieren. Es wäre im Sinne von betroffenen Kindern und Jugendlichen, wenn die bewährten Strukturen der vertragsärztlichen Versorgung gestärkt werden, statt sie weiter finanziell auszutrocknen.“
Pressemitteilung Köln
Unbedarfte Vorschläge der Regierungskommission Krankenhaus sind abzulehnen
Berufsverband der Kinder- und Jugendärzt*innen e.V. (BVKJ)
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51069 Köln
Telefon: 0221 – 68 909 0
E-Mail: info@bvkj.de
Präsident: Dr. med. Michael Hubmann
Bundespressesprecher: Jakob Maske
Bundespressesprecherin: Dr. med. Tanja Brunnert