Pressemitteilung Berlin

Offener Brief von BVKJ, BVMD und Hausärztinnen und Hausärzteverband an die AWMF zur Approbationsordnung

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Sehr geehrte Frau Professor Deinzer, sehr geehrter Herr Professor Treede,
mit großer Verwunderung und Unverständnis haben wir Ihre Pressemitteilung gelesen, in welcher Sie dafür plädieren, die seit vielen Jahren intensiv diskutierte Reform der Ärztlichen Approbationsordnung abzubrechen. Wir halten den Vorstoß im Sinne der Qualität des Medizinstudiums sowie der Zukunft der ambulanten Versorgung für falsch und verantwortungslos. Damit legitimieren Sie im Namen Ihrer Mitgliedsorganisationen das Scheitern dieser so dringend benötigten Reform. Wir fordern Sie noch einmal eindringlich auf, die Folgen Ihres Vorstoßes zu überdenken.
Es ist aus unserer Sicht unzweifelhaft, dass eine Reform der Ärztlichen Approbationsordnung zwingend notwendig ist, um das Medizinstudium zu modernisieren und gleichzeitig dafür Sorge zu tragen, dass auch zukünftig eine flächendeckende und qualitativ hochwertige primärärztliche Versorgung sichergestellt werden kann. Das Kompromisspapier aus Dezember 2023 ist das Ergebnis einer jahrelangen Konsensfindung auf Landes- und Bundesebene sowie über die Ressortgrenzen Gesundheit und Wissenschaft hinweg.
Umso bedauerlicher ist es, dass sich Bund und Länder bis heute nicht auf eine Finanzierung der Reform haben einigen können. Dies haben unsere Verbände in der Vergangenheit immer wieder klar und deutlich kritisiert. Hier würden wir uns die aktive Unterstützung der AWMF wünschen.
Stattdessen fordern Sie den aktiven Abbruch des Reformprozesses und nehmen damit billigend in Kauf, die jahrelangen Bemühungen verschiedener Organisationen, sowohl aus dem studentischen als auch dem ärztlichen Bereich, zum Scheitern zu bringen und einen über Jahre mühsam gefundenen Kompromiss über den Haufen zu werfen. Aus unserer Sicht rechtfertigt keiner der inhaltlichen Kritikpunkte das Abbrechen dieser Reform und die Folgen, die sich daraus ergeben.
Sowohl die hausärztliche als auch die kinder- und jugendärztliche Versorgung steht vor enormen Herausforderungen. Vielerorts kann die Versorgung nur noch eingeschränkt und unter größtem persönlichem Einsatz der Ärztinnen und Ärzte und ihrer Praxisteams sichergestellt werden. Zentrale Elemente, um diese Entwicklung langfristig zu stoppen, sind die möglichst sofortige Reform des Medizinstudiums und die damit verbundene Stärkung der Primärversorgung. Das ist die zwingende Voraussetzung dafür, dass sich zukünftig mehr Medizinstudierende für eine Tätigkeit in der hausärztlichen, bzw. der kinder- und jugendärztlichen Versorgung entscheiden und frühzeitig die dafür notwendigen Kompetenzen erlernen können.
Durch Ihr aktives Eintreten für ein endgültiges Scheitern der Reform leisten Sie einen aktiven Beitrag, die primärärztliche Versorgung zu schwächen. Gleichzeitig nehmen Sie durch diesen Schritt den Medizinstudierenden die Chance, sich mit Themen, die bisher im Medizinstudium deutlich unterrepräsentiert sind, auseinanderzusetzen. Essentielle Elemente einer zukunftsfähigen Medizin, wie geschlechtersensible Medizin, die Digitalisierung und ein stärkerer Einbezug von Wissenschaftlichkeit in das Studium würden so, zusammen mit dem Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkatalog Medizin, ihre Verbindlichkeit verlieren.
Das erklärte Ziel einer bundesweit einheitlichen Reformation des Medizinstudiums, und damit auch das lange Bestreben für ein constructive alignment mit dem Gegenstandskatalog der Staatsexamina, rücken damit auf absehbare Zeit vollkommen außer Sichtweite. Das schadet am Ende des Tages insbesondere den Patientinnen und Patienten.
Ihr Vorschlag, dass die Fakultäten ermutigt werden sollten, einzelne Aspekte der neuen Approbationsordnung umzusetzen, wird erkennbar nicht die notwendige Wirkung entfalten. Vor dem Hintergrund der Tatsache, dass der derzeit laufende Reformprozess nun bereits zehn Jahre andauert, erscheint darüber hinaus Ihre Forderung, den gesamten Prozess neu aufzusetzen, abwegig.

Mit freundlichen Grüßen
Prof. Dr. Nicola Buhlinger-Göpfarth
Dr. Markus Beier
Bundesvorsitzende des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes

Dr. Michael Hubmann
Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzt*innen

Patrick Lemmer
Vizepräsident für Externes der Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland

Berufsverband der Kinder- und Jugendärzt*innen e.V. (BVKJ)

Mielenforster Str. 2
51069 Köln
Telefon: 0221 – 68 909 0
E-Mail: info@bvkj.de

Präsident: Dr. med. Michael Hubmann
Bundespressesprecher: Jakob Maske
Bundespressesprecherin: Dr. med. Tanja Brunnert

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jakob.maske@noSpam.uminfo.de
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