Pressemitteilung Köln Berlin

Gemeinsame Pressemitteilung des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) und des Bundesverbandes für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie (bkj)

In einem gemeinsamen Appell an den Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach und an den Vorsitzenden des Gemeinsamen Bundesausschusses Prof. Dr. Hecken weisen der BVKJ-Präsident Dr. Thomas Fischbach und die stellvertretende bkj-Vorsitzende Dipl. Psychologin Marion Schwarz auf die prekäre Versorgungslage von psychisch kranken Kindern und Jugendlichen hin. „Wie in vielen zuletzt veröffentlichten Studien festgestellt wurde, hat sich insbesondere durch die Pandemie und den damit verbundenen Einschränkungen die psychische und psychosoziale Situation bei Kindern und Jugendlichen erheblich verschlechtert. Viele Kinder und Jugendliche leiden unter „Long-Lockdown“: unter Störungen der psychischen und sozialen Entwicklung. Diese Patienten brauchen schnellstmöglich Hilfe, doch wir wissen nicht, wohin wir sie schicken sollen!“, so Dr. Thomas Fischbach.

Die Versorgungsangebote durch niedergelassene Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten waren schon vor der Pandemie keineswegs ausreichend, jetzt ist der Mangel dramatisch. Die Wartezeiten für eine Psychotherapie haben sich auf mehrere Monate ausgeweitet, auch in der stationären Kinder- und Jugendpsychiatrie müssen Patienten oft lange warten, bis sie aufgenommen werden können. „Wir schieben einen Berg von Anfragen vor uns her und wissen zugleich, dass wir in den kommenden Monaten keinen Behandlungsplatz – höchstens vielleicht ein Erstgespräch – anbieten können. Das ist ein unzumutbarerer und auch gefährlicher Zustand, vor allem für die betroffenen Familien, Kinder und Jugendlichen, aber auch für uns Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten“, beschreibt die stellvertretende bkj-Vorsitzende Marion Schwarz die Situation.

Die beiden Verbandsvertreter fordern die Verantwortlichen im Gesundheitswesen auf, schnell und unbürokratisch für Abhilfe zu sorgen, um den Versorgungsnotstand abzuwenden. Z.B. durch neue Sitze für die Niederlassung von Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten oder durch die Möglichkeit von Therapeuten, Kolleg*innen anzustellen, um damit die Behandlungskapazität pro Praxis ausweiten zu können. Und dann müsse grundsätzlich auch endlich die sogenannte Bedarfsplanung an den steigenden Bedarf an psychotherapeutische Hilfsangebote angepasst werden. „Die Politik hat der Wirtschaft schnell und entschlossen geholfen, mit den ökonomischen Folgen der Corona-Pandemie fertig zu werden. Ebenso schnell und entschlossen sollte sie nun auch belastete Kinder und Jugendliche unterstützen, denn ihr gesundes Aufwachsen ist für die Zukunft unseres Landes mindestens ebenso systemrelevant“, fordern Dr. Thomas Fischbach und Marion Schwarz.


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