Wie eine aktuelle Umfrage des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzt*innen e.V. (BVKJ) zeigt, leiden die Kinder- und Jugendarztpraxen in Deutschland unter einer hohen Zahl von unentschuldigt nicht wahrgenommenen Terminen (No-Shows). Der Berufsverband fordert von der neuen Bundesregierung effiziente Lösungen zur Steuerung von Patientenströmen.
Dr. Michael Hubmann, Präsident des BVKJ, betont: „Angesichts leerer Kassen und des sich verschärfenden Ärztemangels können wir uns nicht länger leisten, ärztliche Ressourcen zu verschwenden. 75 Prozent der Praxen sehen sich bereits gezwungen, zumindest teilweise Neupatient*innen abzuweisen. Nicht wahrgenommene Termine stellen ein wachsendes Problem in der kinder- und jugendärztlichen Versorgung dar. Sie führen nicht nur zu Beeinträchtigungen bei der Versorgung anderer Patienten, die dringend auf einen Termin warten, sondern auch zu erheblichen wirtschaftlichen Einbußen. Die neue Regierung muss dringend effiziente Lösungen zur Steuerung von Patientenströmen auf den Tisch legen.“
Eine Umfrage des BVKJ, an der sich über 1.500 Mitglieder beteiligten, zeigt: In jeder Praxis werden im Durchschnitt 77 terminierte Vorsorgen pro Quartal nicht wahrgenommen. Das sind etwa 32 Stunden Arztzeit und zusätzlich 25 Stunden MFA-Zeit: Also mehr als eine ganze Woche Sprechstundenzeit im Vierteljahr, die anderen Patient*innen nicht zur Verfügung steht. Bei den Impfterminen sind es im Durchschnitt 115 Termine, die spontan nicht wahrgenommen werden. Auch bei den über die 116117 vermittelten Terminen gibt es eine hohe Zahl von No-Shows.
Die hohe Zahl an nicht wahrgenommenen Terminen belastet die Arbeitsabläufe in den Praxen erheblich. In zwei Dritteln von ihnen sorgt dies für Ärger bei den Patienteneltern. Noch gravierender ist die Situation für das Praxispersonal: für 94 Prozent stellt der Ausfall ein enormes Ärgernis und eine Belastung dar. Besonders alarmierend ist, dass durch die unnötige Belastung in 86 Prozent der Praxen eine Beeinträchtigung bei der Versorgung von medizinisch dringlichen Fällen entsteht.
Zwei Drittel der befragten Kinder- und Jugendärzt*innen fordern daher beispielsweise die Einführung einer Gebühr bei nicht wahrgenommenen Terminen. Die Gebühr wäre dann von den Krankenkassen bei ihren Versicherten einzuziehen.
„Wer nicht zum Termin erscheint, nimmt anderen Patientinnen und Patienten ärztliche Versorgung weg. Das ist im höchsten Maße unsolidarisch. Ich kann unsere Mitglieder sehr gut verstehen, die das als große Ungerechtigkeit empfinden und daher auch Maßnahmen wie Gebühren fordern“, erklärt Hubmann.